29 MÄRZ 2021 / Arbeitszeugnis
Wie schreibe ich ein gutes Arbeitszeugnis
Dos und Don'ts der Zeugnissprache
Das Arbeitszeugnis gibt Auskunft über die Dauer und Art der Beschäftigung von Arbeitnehmenden innerhalb eines Unternehmens. Hierbei sind das einfache und das qualifizierte Arbeitszeugnis zu unterscheiden.
Während sich das einfache Arbeitszeugnis auf reine Fakten, wie Beschäftigungszeitraum und Tätigkeitsbeschreibung, beschränkt, zeigt das qualifizierte Zeugnis eine detaillierte Bewertung der sozialen und fachlichen Kompetenzen der Person. Diese Bewertung passiert in einer eigenen Sprache, der sogennanten Zeugnissprache, in der bestimmte Formulierungen das Notensystem aus der Schule widerspiegeln.
Welche Fragestellungen dabei zu beachten sind, zeige ich euch in diesem Artikel.
Inhalt eines qualifizierten Arbeitszeugnisses
Nicht nur die Formulierungen machen die Endnote des Arbeitszeugnisses aus, sondern auch die Vollständigkeit. Das Weglassen bestimmer Kriterien kann für Personaler bedeuten, dass diese Anforderung schlichtweg schlecht zu bewerten ist. Ein häufiges Beispiel ist die fehlende Verhaltensbeurteilung zum Vorgesetzten. (Weitere Infos: Das Beredte Schweigen).
Folgende Fragen helfen dabei zu beurteilen, dass alle Pflichtangaben für ein gutes, qualifiziertes Arbeitszeugnis enthalten sind:
- Um wen geht es? (Name, Geburtsdatum)
- Wann war der Beschäftigungszeitraum?
- Was macht das Unternehmen zusammengefasst?
- Welche Tätigkeiten wurden ausgeübt?
- Wie sind Arbeitsweise und fachbezogene Kompetenzen zu bewerten?
- Welche besonderen Qualifikationen können vorgewiesen werden?
- Gegebenenfalls: Wurde eine Führungsposition übernommen, wenn ja, wie gut?
- Wie war das Verhältnis zu Vorgesetzten, Kollegen und Kunden?
- Danksagung von Unternehmensseite und Zukunftswünsche (kein Rechtsanspruch)
Eigenschaften, die im Zweifel negativ ausgelegt werden können, wie zum Beispiel Nebenjobs oder Mitgliedschaften im Betriebsrat, dürfen jedoch nicht erwähnt werden (Weitere Infos: Diskriminierung im Arbeitszeugnis).
Es wird schnell klar, dass das manuelle Ausstellen eines Zeugnisses sehr komplex und individuell ist, trotzdem hat jeder Arbeitnehmer und jede Arbeitnehmerin ein Anspruch auf ein wahrheitsgemäßes und wohlwollendes Zeugnis.
Wenn das Zeugnis nach bestem Gewissen, aber mit gefährlichem Halbwissen erstellt wurde, kann dies für den Arbeitnehmer negative Konsequenzen bei der zukünftigen Jobsuche haben.
Gefahren bei der Ausstellung
Die Zeugnissprache ist sehr komplex und selbst kleinste Unterschiede geben einem lobend klingendem Satz eine negative Abwertung.
Hier zur Verdeutlichung das bekannteste Beispiel der Geheimsprache:
„...stets zu unserer vollsten Zufriedenheit“ → Note 1
„ zu unserer vollen Zufriedenheit“ → Note 3
Verallgemeinert kann man sagen, dass jede Bewertung, die nicht mit zeitlicher Konsistenz und Superlative beschrieben wird, keiner Bestnote entspricht.
Um die Zeugnissprache korrekt zu deuten, aber auch entsprechend anzuwenden, sind viele Regeln zu berücksichtigen. Wie bereits erwähnt, können auch fehlende Elemente eine ungewollte Botschaft an den zukünftigen Arbeitgeber senden. Da es den Rahmen des Artikels deutlich sprengen würde, findest du einen Überblick über alle Regeln der Zeugnissprache auch in unserem Wissensbereich.
Zu gute Zeugnisse?
Ein Zeugnis mit ausschließlich Bestnoten kann Skepsis hervorrufen. Ein Arbeitszeugnis muss glaubhaft sein! Jeden Tag eine überdurchschnittliche, perfekte Leistung gezeigt zu haben, könnte angezweifelt und die Vermutung auf ein „Weglobzeugnis“ wecken. Sollten aber tatsächlich diese überragend guten Leistungen erbracht worden sein, sollte das einem natürlich nicht zum Verhängnis werden. Ein sehr gutes Zeugnis besteht aus vielen Formulierungen der Note 1 und einigen der Note 2 ohne zuviele Superlative zu verwenden. So erhält das Zeugnis nicht nur eine top Bewertung, sondern auch eine entsprechende Glaubwürdigkeit.
Wie berücksichtige ich nun alle Regeln der Zeugnissprache?
Du kannst dir mit Hilfe von Fachliteratur und unserem umfangreichen Wissensbereich alles Wissenswerte zur Zeugnissprache und der Erstellung von Arbeitszeugnissen aneignen. Zugegeben, ein sehr aufwendiger Prozess. Für viele eignet sich daher die Verwendung von Zeugnis-Generatoren, die einen anhand von Fragen durch den Erstellprozess führen, ohne dass tiefe Vorkenntnisse der Zeugnissprache erforderlich sind.
Allgemein sollte im Hinterkopf bleiben, dass die Erstellung eines guten Arbeitszeugnisses ohne Vorkenntnisse fast unmöglich ist und eine entsprechende Vorbereitung oder Unterstützung notwendig ist, um negative Überraschungen für Arbeitnehmer und Arbeitgeber zu vermeiden.
Ida
Begeisterte Studentin des Studiengangs Marketing an der Universität Hamburg, mit vertieften Interesse an den Themen Arbeitszeugnis, Karriere und Bildung.