Das Arbeitszeugnis

Kurzgefasst: Was ist ein Arbeitszeugnis?

Ein Arbeitszeugnis ist ein vom Arbeitgeber ausgestelltes Dokument, dass Aussagen über die Art und Dauer der Tätigkeiten sowie eine Bewertung der erbrachten Leistungen und dem Verhalten eines aktuellen oder ausgeschiedenen Arbeitnehmers enthält.

Unterschieden wird zwischen einfachen und qualifizierten Arbeitszeugnissen, wobei qualifizierte Zeugnisse neben der Art und Dauer der Tätigkeit zusätzliche Informationen zur Leistung und Verhalten enthalten. Ebenso wird unterschieden zwischen Abschluss-, Praktikums-, Ausbildungs-, und Zwischenzeugnissen. Auf diese Zeugnisarten wird nachfolgend im Einzelnen näher eingegangen.

Zeugnisarten - einfach und qualifiziert, sowie Zwischen-, Praktikums- und Ausbildungszeugnis.

Exkurs

Vorläufer des heutigen Arbeitszeugnisses gibt es in Deutschland schon seit dem 16. Jahrhundert. Damals noch als Atteste für ordnungsgemäßes Ausscheiden bezeichnet. Seit dem hat sich gesellschaftlich, aber vor allem auch gesetzlich einiges getan, so dass sich die Gestaltung und Bedeutung von Arbeitszeugnissen stetig entwickelt hat. In unserem Artikel zur Geschichte der Arbeitszeugnissen erfährt man weitere Hintergründe und kann besser verstehen wie es zur heutigen Zeugnissprache gekommen ist.

Arbeitszeugnisse sind nicht nur in der spezifischen Zeugnissprache geschrieben, sondern haben auch einen teilstandardisierten Aufbau, dem Ersteller von Arbeitszeugnissen unbedingt folgen sollten. Welche Elemente in ein qualifiziertes Arbeitszeugnis gehören erfährst du in unserer Rubrik Aufbau von Arbeitszeugnissen.

Unterschied zwischen einfachen und qualifizierten Arbeitszeugnissen

Wie oben bereits geschrieben unterscheidet man bei Arbeitszeugnissen in erster Linie zwischen einfachen und qualifizierten Arbeitszeugnissen. Diese unterscheiden sich hinsichtlich Umfang und Inhalt erheblich.  Bei qualifizierten Arbeitszeugnissen kann es sich zusätzlich um ein Zwischen-, Ausbildungs- oder Praktikumszeugnis handeln. In einigen Fällen werden darüber hinaus vorläufige Arbeitszeugnisse erstellt. Nachfolgend werden die Unterschiede zwischen einfachen und qualifizierten Zeugnissen aufgezeigt:

Arten von Arbeitszeugnissen - qualifiziert vs. einfach

Ein einfaches Arbeitszeugnis enthält die Art und Dauer der Tätigkeiten, die der Arbeitnehmer im Unternehmen ausgeübt hat. Angaben über das Verhalten und die Leistung werden in einem einfachen Arbeitszeugnis nicht gemacht. Bei einem qualifizierten Arbeitszeugnis werden diese Angaben um die Beurteilung der Leistung, des Verhaltens und ggf. der Führung von Mitarbeitern ergänzt. Arbeitnehmer können sich aussuchen, welche Art von Zeugnis ausgestellt werden soll. Weitere Informationen zu rechtlichen Ansprüche erhälst du in unserer Sammlung von Rechtsurteilen. Die nachfolgenden Informationen zu anderen Zeugnisarten beziehen sich in erster Linie auf qualifizierte Arbeitszeugnisse.

Mustervorlagen für alle Zeugnisarten können kostenlos als Word- oder PDF-Datei heruntergeladen werden.


Sonstige Formen von Arbeitszeugnissen

Zeugnisarten - Unterschiede zwischen qualifizierten Arbeitszeugnis, Zwischenzeugnis, Praktikumszeugnis, Ausbildungszeugnis

Zwischenzeugnis

Zwischenzeugnisse stellen eine Sonderform von Arbeitszeugnissen dar. Diese werden während des Beschäftigungsverhältnisses ausgestellt und gestalten sich grundsätzlich wie normale qualifizierte Arbeitszeugnisse. Der größte Unterschied liegt in der Wahl der Zeitform (Gegenwart vs. Vergangenheit) sowie Unterschiede in der Schlussformel.

Zeitform

Während in "Abschlusszeugnissen" zurückgeblickt wird und die Leistung bzw. das Verhalten in der Vergangenheitsform beschrieben wird,

"Sein Verhalten zu Vorgesetzten und Kollegen war stets einwandfrei."

Arbeitsverhältnis beendet Präteritum

wird in Zwischenzeugnisse im Präsens formuliert. Immerhin arbeitet der Beurteilte nach wie vor im Unternehmen und sein aktuelles Verhalten sollte nicht von dem Beschriebenen abweichen.

"Sein Verhalten zu Vorgesetzten und Kollegen ist stets einwandfrei."

Zwischenzeugnis Präsens

Abgeschlossene Projekte werden jedoch auch in Zwischenzeugnissen im Präteritum geschrieben. Schließlich erfolgte die Leistung in der Vergangenheit.

Schlussformel

Neben der Zeitform unterscheiden sich Zwischenzeugnisse im Schlussabschnitt. Während für die geleistete Arbeit ebenso gedankt werden sollte, wird kein Bedauern ausgesprochen. Schließlich arbeitet der Beurteilte weiterhin im Unternehmen und der Ausdruck von Bedauern wäre dementsprechend ein eindeutiges Zeichen. Darüber hinaus werden auch bei Zwischenzeugnissen Zukunftswünsche ausgesprochen. Diese können wie bei normalen Zeugnissen gestaltet werden oder die Freude über die weitere Zusammenarbeit vermitteln.

"...freuen uns auf eine weiterhin außerordentlich produktive und kooperative Zusammenarbeit."

Zwischenzeugnis Schlussformel

Ein weiterer wichtiger Aspekt bei Zwischenzeugnissen ist das Nennen des Ausstellungsgrundes. Andernfalls können Personaler über den Grund spekulieren und dies eventuell negativ auslegen.

Was sind Ausstellungsgründe für ein Zwischenzeugnis?

  • Beförderung/Positionswechsel innerhalb des Unternehmens/Konzerns
  • Ausscheiden des Vorgesetzten aus dem Unternehmen
  • Versetzung des Vorgesetzten
  • langfristige Auslandsaufenthalte
  • Weiterbildungen
  • Erziehungsurlaub
  • Umstrukturierungen innerhalb des Unternehmens
  • Anbahnung von betrieblichen Schwierigkeiten/Insolvenz
  • Inhaberwechsel

Abweichung zum Abschlusszeugnis

Eine starke Abweichung zwischen der Beurteilung in einem Zwischenzeugnis zu dem abschließenden Arbeitszeugnis muss von seiten des Arbeitgebers begründet werden. Generell gilt, dass wenn keine gravierenden Vorfälle wie Straftaten im Zeitraum zwischen der Erstellung des Zwischen- und des Abschlusszeugnisses vorgelegen haben, die Beurteilung gleich oder besser zu erfolgen hat.


Ausbildungszeugnis

Bei Ausbildungszeugnissen existiert nach § 16 des Berufsbildungsgesetz der gleiche Anspruch auf ein qualifiziertes Arbeitszeugnis wie bei allen anderen Anstellungsverhältnissen auch. Der Aufbau und die Verwendung der Zeugnissprache ist äquivalent zu normalen Arbeitszeugnissen. Inhaltlich sollte ein Vermerk über das Prüfungsergebnis ergänzt werden.

"Herr Muster bestand seine Abschlussprüfung vor der Prüfungskammer mit der Note 'gut'."

"Er hat die Abschlussprüfung vor der Handwerkskammer Hamburg mit der Note 1 bestanden."

Ausbildungszeugnis Prüfungsergebnis

Sollte keine Aussage zur Prüfungsleistung getätigt werden, kann dies als Nichtbestehen gewertet werden. Positive Äußerung zur Übernahme des Auszubildenden oder das Darlegen betrieblicher Gründe für das Ausscheidung des Auszubildenden nach Abschluss der Prüfung sollte ebenfalls Bestandteil des Ausbildungszeugnisses sein.


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Praktikumszeugnis

Praktikanten haben genauso wie Angestellte und Auszubildende ein Recht auf ein Arbeitszeugnis. Dies ist in §109 der Gewerbeordnung geregelt. Grundsätzlich sollten Praktikumgszeugnisse mit der gleichen Sorgfalt und unter berücksichtigen der besonderen Gegebenheiten der deutschen Zeugnissprache erstellt werden. Auch in Praktikumszeugnissen sollte sich an die allgemeine Struktur gehalten werden und keine Selbstverständlichkeiten angeführt werden. Die Pünktlichkeit des Praktikanten und das er für die restliche Belegschaft Kaffee gekocht hat, gehört weder in ein allgemeines Arbeitszeugnis noch in ein Praktikumgszeugnis. Grundsätzlich sollte bei der Gestaltung des Zeugnisses äquivalent zu Arbeitszeugnissen von Angestellten vorgegangen werden. Ob bei der Analyse von Praktikumgszeugnissen die Beurteilung über den Erfolg des Praktikanten etc. genauso streng bewertet wird, bleibt dem Leser anschließend selbst überlassen.

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Was zählt nicht als Arbeitszeugnis?

Immer wieder kommt es vor, dass Arbeitnehmern Dokumente ausgehändigt bekommen, bei denen es sich nicht um ein qualifiziertes Arbeitszeugnis handelt. Da jeder Arbeitnehmer nach §109 der Gewerbeordnung einen Anspruch auf ein qualifiziertes Zeugnis hat, zeigen wir nachfolgend Unterschiede und Gemeinsamkeiten zeugnisähnlicher Dokumente auf.

Arbeitszeugnis oder Arbeitsbestätigung

In der Praxis kommt es immer wieder vor, dass Überschriften wie "Bestätigung" oder "Arbeitsbestätigung" verwendet werden. Dabei ist der darauffolgende Inhalt uneinheitlich. Teilweise folgen Bestandteile eines qualifizierten Arbeitszeugnisses, wodurch eine solche Überschrift zu bemängeln ist. Öfters kommt es jedoch vor, dass in solchen Dokumenten die Dauer und Art der Beschäftigung genannt wird, jedoch keine Bewertung der Leistung und des Verhaltens vorgenommen wird. In einem solchen Fall handelt es sich um ein einfaches Arbeitszeugnis. Bei einer Arbeitsbestätigung handelt es sich also in der Regel um ein einfaches Arbeitszeugnis. Dies kann genügen, solange der Arbeitnehmer nicht auf sein Recht besteht ein qualifiziertes Arbeitszeugnis samt Aussagen zur Leistung und Verhalten besteht. Bei längeren Arbeitsverhältnissen sollten Arbeitnehmer immer auf die Aushändigung eines qualifizierten Arbeitszeugnisses bestehen, um keine Spekulationen aufkommen zu lassen, wieso Leistung und Verhalten unerwähnt bleiben sollte.

Arbeitszeugnis versus Dienstzeugnis

In Österreich werden Arbeitszeugnisse als Dienstzeugnisse bezeichnet. Dabei ist der gesetzliche Rahmen ähnlich zu den Regelung in Deutschland, im Detail kann es jedoch zu Abweichungen kommen, sodass für Dienstzeugnisse im Einzelfall die österreichische Rechtsprechung zu beachten ist. Darüber hinaus kommt es in der Praxis in Deutschland vor, dass Arbeitszeugnisse der Bundeswehr als Dienstzeugnisse bezeichnet und betitelt werden. Hierbei scheint die Anwendung der deutschen Zeugnissprache nicht immer einheitlich umgesetzt zu werden.

Arbeitszeugnis versus Empfehlungsschreiben

Während in Deutschland, auch aufgrund des gesetzlichen Anspruchs, Arbeitszeugnisse als Standarddokument einer jeden Bewerbung gelten, sind Empfehlungsschreiben eher unüblich. Anders sieht es in anderen Ländern aus. Besonders im englischsprachigen Raum sind Empfehlungsschreiben, sogenannte "Letter of References", verbreitet, die dem zukünftigen Arbeitgeber, aber auch u.a. Universitäten die Stärken eines Kandidaten aufzeigen. Dabei werden Empfehlungsschreiben bspw. von Professoren oder Chefs nicht standardmäßig erstellt, sondern nur auf Nachfrage und wenn dieser eine Empfehlung für die jeweilige Person aussprechen möchte. Somit kann, je nach dem wer das Empfehlungsschreiben geschrieben hat, schon die bloße Existenz eines solchen Schreibens als eine positive Beurteilung angesehen werden. Auf eine verklausulierte Sprache, wie es bei der Zeugnissprache der Fall ist wird hierbei vollständig verzichtet.

Arbeitszeugnis und Referenzschreiben

Arbeitszeugnisse dienen in Deutschland als Referenz des letzten Arbeitgebers bzw. des Vorgesetzten. In qualifizerten Arbeitszeugnisse beurteilt der Vorgesetzte die Leistung und das Verhalten des Mitarbeiters anhand verschiedener Kategorien, wie Fachwissen, Leistungsbereitschaft und das Verhalten zu Vorgesetzten und Kollegen. Diese Auskunft kann positiv oder negativ sein. Referenzschreiben im Sinne einer Empfehlung, sprich einer lobenden Auskunft, sind somit nicht automatisch gleichzusetzen. Referenz- bzw. Empfehlungsschreiben sollten also ergänzend zu Arbeitszeugnissen angesehen werden, nicht als Ersatz.

"Person oder Stelle, auf die verwiesen wird, weil sie [lobende] Auskunft über jemanden geben kann"

Referenz Quelle Duden

Arbeitszeugnisse übersetzen?

Arbeitszeugnisse können zum einem übersetzt werden in Notensysteme, so dass auch Fachfremde, denen der Gebrauch der Zeugnissprache nicht geläufig ist, die wahre Beurteilung in Arbeitszeugnissen verstehen können. Zum anderen werden Arbeitszeugnisse teilweise auch in andere Sprachen übersetzt. Ob und wenn ja in welchen Fällen dies sinnvoll ist, könnt ihr in unserem Artikel "Arbeitszeugnis übersetzen" nachlesen.


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